Rapsöl-Blockheizkraftwerk Kahlgrachtmühle

Die im Folgenden beschriebene Anlagen wurde inzwischen demontiert.

An der Kahlgrachtstr. 54 in Verlautenheide steht die Lageplan Kahlgrachtmühle) 1453 erstmalig erwähnt wurde sie ursprünglich als Mahlmühle genutzt. Ab der Mitte des 16.Jahrhunderts wird sie als Kupfermühle bis etwa 1670 betrieben. Danach diente sie wieder als Mahlmühle bis zur Einstellung des Betriebs wegen Kriegsschäden im Jahr 1944. Zuletzt besaß die Mühle ein oberschlägiges Eisenrad. Bis ca. 1980 wurden die Gebäude dann landwirtschaftlich genutzt.

1994 hat der Trägerverein Kahlgrachtmühle sie angemietet und ein Kinderhaus gegründet.

Heute wohnen hier 7 Kinder, 3 Jugendliche und ein Team von Erwachsenen. Dazu gibt es eine Werkstatt, Scheunen, Ställe (für die Hühner, Esel und Schafe) und einen Innenhof. Um das Ganze herum gibt es einen wunderschönen und unerschöpflichen Garten, der genau betrachtet zumindest fünf Gärten umfasst. Und durch das ganze Gelände plätschert ein klarer Bach. Eine Idylle.


Kahlgrachtmühle © Rolf Krueger

10 Jahre nach dem Einzug des Kinderhauses ging die Ölheizung ihrem Ende entgegen und zusammen mit dem Hausbesitzer entschied man sich für ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW). Nach dem "Wieso? Weshalb? Warum?" befragten wir Rolf Krueger, ein Gründungsmitglied des Vereins.

Aachen hat Energie (AhE): Herr Krueger, in der Kahlgrachtmühle betreiben Sie eines der ganz wenigen BHKWs, die mit Rapsöl betrieben werden. Wie kam es dazu?

Herr Krueger: Unsere alte Heizung wurde mit Öl betrieben – ein Risiko innerhalb des Landschaftsschutzgebietes und in der Nähe des Haarbaches.

Deshalb suchten wir nach Alternativen. Für Gas hätte man fast einen Kilometer Leitung legen müssen, das war uns zu teuer. Für Holzpellets fehlte uns der Platz – und zu feucht ist es auch. Ich war 20 Jahre als Heizungsbauer tätig und habe dann versucht, einen normalen Ölbrenner mit Pflanzenöl zu betreiben – nicht sonderlich erfolgreich.

AhE: Sie sind also Profi?

Herr Krueger: Nicht mehr. Jetzt ist es nur noch Hobby. Ich arbeite mittlerweile als Biologe (meinem gelernten Beruf), mache die Buchhaltung für das Kinderhaus und betreue das BHKW.

AhE: Weshalb haben Sie sich letztendlich für das BHKW entschieden?

Herr Krueger: Eine Reihe von Argumenten sprachen dafür: Mit dem BHKW erzeugen wir umweltfreundlich Strom und Wärme. Grundwasser und Bach werden durch das Rapsöl nicht gefährdet. Und wirtschaftlich lohnt sich die Sache auch. Deshalb haben wir im Mai 2005 das BHKW gebaut, betrieben mit Rapsöl aus der Region.

AhE: Wie sieht ihr BHKW genau aus?


Das BHKW © Rolf Krueger

Herr Krueger: Das BHKW wird wärmegeführt. Wir erzeugen also dann Strom und Wärme, wenn wir Wärme brauchen. Die thermische Leistung beträgt 35 kW, die elektrische Leistung 20 kW.

AhE: Die Laufzeit ist so aber recht gering...

Herr Krueger: Das stimmt. Die Anlage läuft ca. 2500 Stunden pro Jahr. Deshalb mussten wir schon scharf rechnen … und einen kleinen Trick anwenden.

AhE: Und?

Herr Krueger: Wir haben eigentlich einen Wärmebedarf von maximal 48 kW – das BHKW schafft aber 'nur' 35 kW. Für den Rest haben wir zwei Heizstäbe mit 24 kW Leistung.


Das BHKW-Innenleben © Rolf Krueger
AhE: Klingt merkwürdig...

Herr Krueger: Stimmt. Aber so können wir mit dem von uns selbst erzeugten Strom sehr billig eine Leistung produzieren, die wir nur ganz selten benötigen. Weniger als 2 Prozent des von uns erzeugten Stroms werden hier verbraucht. Und wir können die Anlage ohne einen 2. Brennstoff für Spitzenlast und Reserve, also monovalent, betreiben.

AhE: Und falls das BHKW mal ausfällt muss keiner erfrieren.


Pufferspeicher © Rolf Krueger

Herr Krueger: Ja, ein beabsichtigter Nebeneffekt.
Die Heizstäbe stecken in einem der beiden 800 l Pufferspeicher. Der andere wird nur vom BHKW erhitzt. So wird nur im Bedarfsfall und ein Minimum an Wasser elektrisch erhitzt.

AhE: Hört sich gut an. Und Sie haben das alles installiert?

Herr Krueger: Nein, soviel Zeit hatte ich dann doch nicht. Das BHKW kommt von der Firma KW Energie Technik in Freystadt und die Installation hat Herr Tournay aus Roetgen übernommen. Er macht auch die Wartung der Anlage.

AhE: BHKW, Pufferspeicher – da fehlt noch das Öl.

Herr Krueger: Das Rapsöl wird in dem alten Öltank gespeichert. Für Heizöl ist er nach unserer Meinung nicht mehr sicher genug, aber für Rapsöl völlig ausreichend. Wir haben ihn beim Einbau des BHKW gründlich geprüft. 9000 l fasst er und wird 3 bis 4 mal pro Jahr von der Firma RegioKontor nachgefüllt. Ca. 16.000 l brauchen wir pro Jahr.


Schaltschrank © Rolf Krueger
AhE: Damit sind wir schon bei den Finanzen...

Herr Krueger: Ja, das war schon eine Investition, die uns zuerst ein paar schlaflose Nächte gekostet hat. Aber zusammen mit unserem Vermieter haben wir die Investition von ca. 42.000 Euro gestemmt. Und sie hat sich gelohnt, denke ich. Wir produzieren ca. 45.000 kWh Strom pro Jahr, die mit 19,5 Cent vergütet werden. Neben den Kosten für das Rapsöl brauchen wir noch ca. 1.000 Euro pro Jahr an Wartung – meine Arbeitszeit rechne ich nicht. So gerechnet bekommen wir die Wärme etwas billiger als vorher – solange die Anlage mitmacht.

AhE: Würden Sie die Entscheidung wieder so treffen?

Herr Krueger: Ja, sicher. Sie war richtig im Bezug auf das Wasser, sinnvollen Energieeinsatz und die Wirtschaftlichkeit. Und unser Ziel war nicht, Geld zu machen, sondern auf eine nachhaltige Weise zu Kosten von Heizöl zu heizen. Als Zusatzeffekt erzeugen wir im Gegensatz zu Großkraftwerken noch Strom ohne verlorene Abwärme.

AhE: Vielen Dank für das Gespräch.

© HH, www.Aachen-hat-Energie.de